, Willi Steffen
Den Kopf in Extremis aus der Schlinge gezogen
50 Minuten lang plätscherte die Partie vor sich hin. Dann zogen die Gäste vermeintlich vorentscheidend davon. Was sich danach in den Schlussminuten abspielte, entspricht keiner Logik. Im Mittelpunkt in dieser Phase standen die Schiedsrichter und ein 17-Jähriger, der zuvor im Fanionteam kaum Einsatzminuten hatte.
Als das Dagmerseller Urgestein Urs Oggier in der 54. Minute zum 21:25 einschiesst, scheint die Siegesserie des TV Muri gerissen. Erst recht, als die Einheimischen Sekunden später einen weiteren Fehlwurf verzeichnen und die Luzerner erneut in Ballbesitz kommen. Auf Murianer Seite kann man in diesem Moment, nach sechs Spielen ohne Niederlage in Folge, damit leben. Hatte man sich doch spätestens mit den beiden Punkten vor Wochenfrist in Willisau den Ligaerhalt gesichert. Dagmersellen auf der anderen Seite ist dringend auf einen Punktezuwachs angewiesen.
Dreifache Überzahl leitet dramatische Wende ein
Auslöser, dass die Partie in den verbleibenden fünf Minuten, entgegen aller Logik, doch noch eine dramatische Wende für das Team vom Trainerduo Stenz/Heusi nimmt, ist ein unabsichtlicher Schlag ins Gesicht gegen einen Luzerner Angreifer. Als diese Aktion ohne Zeitstrafe geahndet wird, verlieren gleich mehrere Gäste die Nerven. Rund eineinhalb Minuten später spielt Muri in dreifacher Überzahl. Nach dem 22:25 (55. Minute) durch Levi Wey, gibt es für die Murianer Jungspunde kein Halten mehr. Jetzt kommt der Auftritt des 17-Jährigen Laurin Kreyenbühl. Bis Anhin kam er im Fanionteam nur zu Kurzeinsätzen. Gegenstoss um Gegenstoss verwertet er. Teilweise mit spektakulären Würfen. Gut zwei Minuten vor dem Spielende bringt er sein Team in Führung. Der Torhunger des Flügelspielers ist aber noch nicht gestillt. Nach dem Ausgleich der Gäste zum 26:26, erzielt er rund eine Minute vor dem Schlusspfiff den Siegtreffer. In den Schlusssekunden schwappen die Emotionen noch einmal über. Im Mittelpunkt stehen erneut die Gäste und die beiden Schiedsrichter. Die Murianer behalten kühlen Kopf und bringen den Vorsprung abgebrüht über die Runden. «Die dreifache Überzahl hat uns zurück ins Spiel gebracht. Entscheidend war danach, dass wir uns von der Hektik nicht anstecken liessen», sagt Thomas Stenz.
Wenige Lösungen im Angriff
Es war nicht nur der Spielstand, welcher die Hoffnung der Einheimischen nach dem Vier-Tore-Rückstand in der 54. Minute schwinden liess. Auch die Art und Weise wie Muri über weite Strecken der Partie gegen das Schlusslicht agierte, deutete auf einen Punkteverlust hin. Spätestens nach 45 Minuten schien die junge Mannschaft Tribut für die zahlreichen Absenzen von mehreren erfahrenen Spielern zu zahlen. Phasenweise waren nur Akteure im Alter von 17 bis 21 Jahren im Einsatz. Vor allem im Angriff gingen die Ideen aus. «Wir fanden heute nicht wie in den vergangenen Wochen ins Spiel. Uns fehlten die spielerischen Lösungen. Ich habe der Mannschaft darauf gesagt, dass wir heute keinen Schönheitspreis gewinnen wollen», sagt Thomas Stenz.
Tempoverschärfung als Erfolgsrezept
Dagmersellen liess kaum noch ungestörte Abschlüsse zu. Wenn Muri Tore warf, entstanden sie meist aus Einzelaktionen. Das Momentum war nun definitiv beim Schlusslicht. Dass die Partie doch noch einmal kippte, war auch einer Massnahme des Trainerteams zu verdanken. «Uns war klar, dass wir etwas ändern müssen. Wir gaben die Anweisung, dass wir nun mit mehr Tempo spielen müssen», sagt Gerhard Heusi. Dass diese Massnahme griff, zeigen die vielen Gegenstosstore in der Endphase. Die routinierten Luzerner müssen sich aber selbst an der Nase nehmen. Wenn man in einer für sie so immens wichtigen Partie das Ruder innert wenigen Minuten so aus den Händen gibt, muss man sich nicht wundern, wenn man als Verlierer die Halle verlässt.
Telegramm:
Bachmatten. – 150 Zuschauer. – SR: Ben Romdhane / Cleda
Muri: Schleiss, Baeriswyl; Dani Lang (1), Galizia (1), Külling (1), Egger (4), Müller (3), Wey (8/4), Dominik Lang, Kreyenbühl (6), Schwenkfelder (1), Scheiwiller (1), Furter (1), T. Angehrn.
Dagmersellen: Willimann, Felder; Meier (1), Riedweg (1), Rüegger, Oggier (8), Pfister, Huber (3), Sommer (4), Döös (6), Hofer, Würth (1), Neuenschwander (2), Wyss.
Bemerkungen: Strafen: 2-mal 2 Minuten für Muri, 8-mal 2 Minuten für Dagmersellen. Siebenmeter: 4/4 für Muri, 0/0 für Dagmersellen.