, Willi Steffen

Dem Leader die Grenzen aufgezeigt

1. Liga, Gruppe 2: TV Muri – HSG Siggenthal 29:28 (12:18)

Der TV Muri holt in einer schon verloren geglaubten Partie doch noch einen Prestigeerfolg. Angeführt von den Leistungsträgern spielten sich die Freiämter nach einem Sechs-Tore-Rückstand nach der 40. Minute in einen Rausch. Nicht einmal drei verschossene Siebenmeter konnten die Gastgeber stoppen.
 
Als der Tabellenführer Siggenthal innert wenigen Minuten vor dem Pausenpfiff auf 12:18 davonzog, deutete nichts darauf hin, dass diese Partie noch eine dramatische Wende nehmen würde. Zu abgeklärt, zu entschlossen agierte der Kantonsnachbar. Gleichzeitig konnte man sich nicht vorstellen, dass sich Siggenthal nach der sensationellen Niederlage vor Wochenfrist gegen Wohlen erneut blamieren würde.
 
Überraschende Aufstellung
Was für Muri sprach, waren die ersten 25 Minuten. In diesem Zeitraum agierte man auf Augenhöhe. Im Gegensatz zur vergangenen Partie gegen den HC Kriens funktionierte die Abwehr. Dazu trug auch die für viele überraschende Aufstellung bei. Mirco Külling agierte im Rückraum und der aufstrebende Robin Dahinden spielte am Kreis. Die Rechnung von Thomas Stenz, der für den abwesenden Mimmo Di Simone die Verantwortung an der Seitenlinie trug, ging auf. «Auf der Suche nach einer weiteren Variante auf der halbrechten Seite, bin ich auf diese Aufstellung gekommen. Das Ziel war, dadurch der Mannschaft zu helfen.», erklärt Thomas Stenz diesen Schachzug.
Muri hielt hinten lange dicht und auch die Offensive funktionierte - wäre da nicht der erwähnte Leistungseinbruch zwischen der 26. und 30. Minute gewesen. Vor allem die beiden Tore, die wegen Übertretens nicht gegeben wurden, schmerzten. Zu allem Übel verschoss Muri in der ersten Halbzeit noch zwei Siebenmeter. «In solchen Phasen können wir nicht abschalten und nach vorne schauen. Auch bei mir selber bleiben in solchen Situationen die Fehler im Kopf hängen. Da müssen wir in Zukunft cleverer werden.», so Yorick Kaufmann.
 
«Gutes Gefühl in der Kabine»
Die Einheimischen liessen sich aber davon nicht beeindrucken. «Wir hatten heute in der Kabine eine super Stimmung. Irgendwie habe ich gespürt, dass trotz der aussichtslosen Situation noch etwas gehen könnte.», sagte Spielmacher Yorick Kaufmann. In der Tat war es der wirblige Rückraumspieler, der nach spätestens 40 Minuten einen Gang höher schaltete, das Tempo anzog und seine Mitspieler damit mitriss. Acht Minuten später ist der Rückstand Geschichte. Mirco Külling gleicht zum 24:24 aus. Külling, Meier, Angehrn und Kaufmann wechseln sich mit Toreschiessen ab. Muri ist jetzt nicht mehr zu halten. Die Halle bebt. Der Aufstiegsrundenteilnehmer wackelt nun gehörig. Für Muri kommt es noch besser. Noel Angehrn bringt seine Farben in Führung (50). Für die Gäste ist das der Genickschlag. Muri befindet sich längst in einem Spielrausch. Und hinten glänzt Torhüter Kim Davidson mit wichtigen Paraden.
 
300 Zuschauer in Festlaune
Einmal in Führung liegend, lassen sich die Klosterdörfler die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. In abgeklärter Manier bringen sie den Vorsprung über die Runden. Dem mit vielen starken Einzelspielern bespickten Gegner bleibt nur noch das Staunen über die entfesselte Heimmannschaft. Nach dem Schlusspfiff feiern die Murianer den Sieg ausgelassen mit dem Publikum. Nach den Auswärtssiegen in Muotathal und Willisau ist dieser Sieg einer der Saisonhöhepunkte der Murianer. Einmal mehr zeigte die junge Truppe, zu was sie fähig ist, wenn alle Rädchen ineinandergreifen. «Irgendwie habe ich vermutet, dass es so laufen könnte. In der Pause lautete die Devise, dass man mit vollem Risiko aufs Tempo drücken müsse. Die Mannschaft hat dies angenommen und umgesetzt.», sagt Thomas Stenz.
 
Telegramm:
Bachmatten – 300 Zuschauer. – SR: Kurth / Schwarzmeyer
Muri: Davidson, Schleiss; Dani Lang (1), Dominik Lang, Galizia (1), Angehrn (6), Kaufmann (4), Külling (7), Heusi, Wey, Meier (8), Wiedmer, Dahinden (2).
Siggenthal: F. Spuler, Crippa; Feldmann, Mühlebach (2), Moser, Wagner (2), Lovisi (2), Hämmerli, R. Spuler (11/5), Binder (1), Indermühle (1), Hintermann (4), Wyss (4), Hitz (1).  
Bemerkungen: Strafen: 1-mal 2 Minuten für Muri, 5-mal 2 Minuten für Siggenthal, Siebenmeter: 0/3 für Muri, 5/6 für Siggenthal.